Wandel am Wohnungsmarkt überfordert

Conrad Meissler für den Hamburger "Klönschnack" und die "HafenCity-Zeitung"

Die Wohnimmobilienmärkte sind im Umbruch, deutschlandweit und so auch in Hamburg. Damit meinen wir nicht die Preiskorrekturen vor allem im letzten Jahr, sondern viel mehr die Frage, wie wir alle künftig wohnen wollen und sollen. Es geht dabei um die Folgen des demografischen Wandels unserer Gesellschaft, um das Problem, vor allem in den Ballungsräumen der Republik genügend Wohnraum zur Verfügung stellen zu können und um die derzeit besonders stark ventilierte Frage, wie man den riesigen Gebäudebestand in unserem Land so energetisch ertüchtigen kann, dass die Beheizung der Gebäude nicht mehr mit fossiler Energie erfolgen muss. Der Wandel erscheint so massiv, dass er die Politik und auch die Bürger überfordert.

 

Manche Vorschläge zur Verbesserung der Lage erscheinen abstrus; etwa die Forderung, ältere Menschen sollen künftig nur noch in kleineren Wohneinheiten wohnen. Auch dem Problem der Versingleung der Gesellschaft wollen manche Politiker mit der Reduktion von Wohnraum begegnen, in dem eine Obergrenze für die Benutzung von Wohnraum staatlicherseits festgelegt werden soll. Dem Klimawandel will man mit rapider Umstellung einer Heizmaschinerie auf ein besonders kostenintensives Produkt, die Wärmepumpe, begegnen. Die Vorschläge und das politische Ansinnen haben offenbar nur einen Effekt. Sie verstärken den Mangel an Wohnraum in zunehmendem Maß. In Hamburg wurden im ersten Quartal 2023 nur noch 1.321 Wohneinheiten für einen Neubau genehmigt – der schwächste Wert für ein erstes Quartal seit dem Start des „Bündnisses für das Wohnen" vor zwölf Jahren. Das Wohnungsangebot wird also absehbar deutlich weiter sinken, während der Bedarf zunehmen wird.

 

Schon jetzt steigen die Mieten weiter. Einer sehr hohen Nachfrage werden in wachsendem Maße möblierte Wohnungen angeboten, die die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Eindämmung von Mietpreiserhöhungen unterlaufen und in der Regel doppelt so viel kosten wie leere Wohnungen. Es dürfte auch nicht allzu lange mehr dauern, bis die Preise für Wohnimmobilien wieder steigen. Sicher erscheint derzeit nur, dass die von politischer Seite getriebenen Maßnahmen die angespannte Marktlage eher verschärfen und so mehr den Anbietern und Verkäufern dienen als den Wohnungssuchenden.