DER SICHERE HAFEN
Andreas Walther in der "Welt" und "Welt am Sonntag"
„Immobilien in Zeiten der Krise“ wollten wir diesen Beitrag eigentlich überschreiben. Denn angesichts jüngster Entwicklungen in Deutschland, in Europa, in der Welt zeichnen Experten ein zunehmend düsteres Bild über die künftige wirtschaftliche Entwicklung. So steigen die Zinsen in den USD wieder kräftig; die US-Notenbank kündigt zudem weitere Erhöhungen an. Erinnerungen an 2007 werden wach, als zuletzt die Zinsen kräftig stiegen und den Immobilienboom in den USA abwürgten mit der Folge der Weltfinanzkrise nur ein Jahr später. Aktuell prognostiziert der Internationale Währungsfonds rückläufiges Wachstum, und die Bundesregierung kassiert die Wachstumsprognose für dieses und nächstes Jahr. Parallel wächst die Unsicherheit über die politische Entwicklung, in den deutschen Bundesländern, in Europa und in den USA.
In Wahrheit aber wurde und wird der Boom getragen durch eine erheblich wachsende physische Nachfrage nach Wohnraum, insbesondere in den Großstädten und dort in den guten bis sehr guten Lagen. Der wachsende Bedarf zeigt sich im Pro-Kopf-Verbrauch – so lebt in Hamburg gut die Hälfte aller Menschen in Einpersonenhaushalten. Das Angebot hält bei allen Anstrengungen nicht Schritt, weil es an Baukapazität und an genügend verfügbarem Grund und Boden mangelt. Diese Lage dürfte sich auf lange Sicht nicht verändern. Immobilien werden deshalb bei einer nächsten Krise nicht gemieden, sondern noch zusätzlich nachgefragt – als ein sicherer Hafen, von denen es sonst nicht allzu viele mehr geben wird und weshalb dies nun die Überschrift unseres Beitrags wurde.