Sinken die Wohnungspreise oder verdoppeln sie sich?

Conrad Meissler für den Hamburger "Klönschnack" und die "HafenCity-Zeitung"

Der laue, ja verregnete Sommer hat wenig wirklich neue Nachrichten produziert. Was die Entwicklung der Wohnimmobilien betrifft, sind die jüngsten Veröffentlichungen widersprüchlich. Da wurde eine Studie des Münchener ifo-Instituts viel beachtet, die auf der Umfrage unter 1.400 Wirtschaftsexperten in 133 Ländern der Welt basiert. Danach erwarten die Befragten in den nächsten zehn Jahren eine jährliche Erhöhung der Preise um 9 Prozent, was insgesamt eine Verdoppelung darstellt. Nach den Erwartungen sollen indes die Wohnimmobilien in entwickelten Staaten, wie Westeuropa nur um jährlich 6,4 Prozent oder in Nordamerika um 7,7 Prozent pro Jahr wachsen, was die deutlich höheren Wachstumsraten für Süd- und Osteuropa oder vor allem Südasien rechnerisch ermöglicht. Überraschend ist die Erwartung für den deutschen Markt von 7,2 Prozent p.a. über die kommenden zehn Jahre. Die Begründung erscheint simpel. Die Steigerung der Immobilienpreise werde eher von Nachfrage- als von Angebotsfaktoren getrieben, heißt es beim ifo-Institut.

Der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) erwartet zumindest für 2023 sinkende Preise. In diesem Jahr sollen sich die Wohnimmobilien danach deutschlandweit um sechs Prozent ermäßigen. Der BVR nennt das „moderat" und eine Folge der inflationsbedingt gestiegenen Lebenshaltungskosten sowie der „zügigen Zinswende". Für das kommende Jahr wird jedoch kein Rückgang mehr gesehen. Tatsächlich könnte es sein, dass die nach den Zinserhöhungen zu erwartenden Korrekturen abgeschlossen sind. Wir registrieren, dass sich zunehmend wieder Kaufinteressenten melden, die sich auf das inzwischen stabilisierte Zinsniveau eingestellt haben. Es ist auch ein Bewusstsein dafür gewachsen, dass sich das Angebot erhöht hat, jedoch zu erwarten ist, dass es nicht mehr allzu lange so günstige Kaufbedingungen gibt wie gegenwärtig. Interessant ist deshalb auch, dass entgegen früherer sehr ruhiger Marktbewegungen während der Hamburger Sommerferien dieses Jahr ein deutlich aktiveres Verhalten erkennbar ist. Es zeigt sich, dass ein Wohnungsbedarf von vielen anderen Faktoren abhängt als nur von Zinsen und Inflation. Mit Blick auf die verbleibende Zeit bis zum Jahresende rechnen wir daher mit einem weiter deutlichen Anwachsen des Kaufinteresses und auch des tatsächlichen Transaktionsvolumens.