Kaufzurückhaltung beendet

Conrad Meissler für den Hamburger "Klönschnack"

Der Start am Hamburger Immobilienmarkt ins neue Jahr verlief wie von uns mehrfach prognostiziert, nämlich sehr gut. Die Kaufzurückhaltung, vor allem bedingt durch die in 2022 bis 2023 stark gestiegenen Bauzinsen, hat sich spürbar aufgelöst. Die Nachfrage ist deutlich gestiegen und auch die Bereitschaft, Kaufverträge abzuschließen, hat zugenommen. Die Ursachen sind überschaubar wie klar. Wer eine Wohnung oder ein Haus benötigt, kann nicht ewig warten. Ehescheidungen, Nachwuchs, Tod oder berufliche Veränderung, die einen neuen Wohnbedarf auslösen, lassen sich nur eine bedingte Zeit steuern. Viele Wohnungssuchende, die aus finanziellen Gründen vom Kauf einer Wohnimmobilie Abstand nehmen mussten und statt dessen etwas zur Miete suchten, mussten feststellen, dass der Markt nahezu leer gefegt ist und die Mieten auf unabsehbare Zeit immer weiter steigen dürften. Da ist es ratsam, das aktuelle Zeitfenster mit noch einem guten Angebot an Kaufimmobilien zu den zwischenzeitlich gesunkenen Preisen zu nutzen, bevor es sich wieder zu schließen droht.

Doch wird es bei der ersten Wiederbelebung des Marktes bleiben und könnte sich die Nachfrage in den kommenden Monaten wieder abkühlen? Einmal wird die weitere Entwicklung des Marktes von den Zinsen abhängen, d.h. von den Entscheidungen der Notenbanken. Erwartet wird, dass die Leitzinsen erstmals wieder ab dem Sommer gesenkt werden. Entsprechende Rückgänge der Bauzinsen sollten die bisherige Belebung aufrecht erhalten, ja sogar verstärken. Zum anderen wird die Entwicklung des Wohnimmobilienmarktes vom Wohnraum-Angebot abhängen. Eine Angebotszunahme aus dem Bestand erscheint wenig wahrscheinlich und vom Neubau ist derzeit so gut wie gar nichts mehr zu erwarten. So haben die freien Wohnungsbauunternehmen in Hamburg in 2022 noch knapp 6.000 Wohnungen neu angefangen zu bauen. Im letzten Jahr sank der Neubaubeginn um 85 Prozent auf nur noch 770 Wohnungen.

Sollte sich der Zuzug aber abschwächen, könnte der ermäßigte Neubau sogar ausreichen. Doch dem steht gegenüber, dass immer mehr Menschen in Hamburg in Einpersonen-Haushalten leben so und der Pro-Kopf-Verbrauch an Wohnfläche immer weiter steigt – ein Trend der schon seit Jahrzehnten anhält.