Hamburg wächst weiter

Conrad Meissler für den Hamburger "Klönschnack"

In den 90er Jahren hatten diverse Bevölkerungsstatistiker ein Schrumpfen der Bevölkerung hierzulande erwartet; dies vor allem weil zu wenig Kinder auf die Welt gesetzt werden, um die Ablebenden in angemessener Größenordnung zu ersetzen. Der Vorgang hat nicht nur erhebliche Auswirkungen auf das Funktionieren unseres Rentensystems sondern mindestens genauso viel auf die Wohnimmobilienmärkte. Deshalb werden seriöse Prognosen der Bevölkerungsentwicklung von Politik und Wirtschaft sehr ernst genommen, auch wenn viele Prognosen in der Vergangenheit erheblich daneben lagen. So ging man noch Ende der 90er Jahre davon aus, dass die deutsche Bevölkerung insgesamt rapide abnehmen wird und ganze Landstriche völlig unbesiedelt sein werden. Auf diesen Prognosen beruhten politische Fehlentscheidungen etwa wie in Berlin, sich von dem dortigen Bestand an kommunalen Wohnungen zu trennen, nur um diese ein Jahrzehnt später zum vier- bis fünffachen Preis zurückzukaufen.

Seit kurzem liegt die aktuelle Prognose der Bertelsmann Stiftung vor, die als eine der wichtigsten unter den entsprechenden Forschungsinstituten gilt. Bundesweit wächst die Bevölkerung laut der neuen Prognose bis 2040 um 0,6 Prozent bezogen auf das Basisjahr 2020, was nicht viel ist. Die Bevölkerungsentwicklung verteilt sich sehr unterschiedlich. Vor allem die ostdeutschen Bundesländer sollen schrumpfen, am kräftigsten sei Sachsen-Anhalt mit einem Minus von 12,3 Prozent betroffen. Umgekehrt sei es in großen Metropolen, allen voran Berlin (plus 5,8 Prozent) und Hamburg mit einem Plus von 3,5 Prozent.

Hamburg liegt auch vorn bei der Entwicklung der Alterspyramide. Bis zum Jahr 2024 werde die Zahl der Personen im Alter ab 65 Jahren in Hamburg um knapp 22 Prozent auf dann 84.000 steigen. Das sei weniger als in den meisten anderen Metropolen. In Hamburg soll die Zwei-Millionen-Einwohnerzahl schon 2030 erreicht werden, was 100.000 mehr als heute wären. Die Nachfrage wird damit auf Jahre unverändert stark bleiben. Bis zum Jahr 2030 müsste für die Zuzügler angesichts des Trends zu Ein-Personenhaushalten zwischen 50.000 bis 80.000 neue Wohnungen gebaut werden, also zwischen 7.000 und 11.000 pro Jahr. Doch bereits in diesem Jahr dürften es nur 3.000 bis maximal 5.000 Wohnungen werden, die neu dem Markt hinzugefügt werden, viel zu wenig also.