Der Boom der Boomer
Conrad Meissler für den Hamburger "Klönschnack"
Am Immobilienmarkt, insbesondere in den guten Lagen Hamburgs zeichnet sich langsam aber sicher eine neue Art von Boom ab. Wir meinen damit nicht die seit etwa einem Jahr anhaltende Erholung des Wohnimmobilienmarktes nach den Rückgängen in den Jahren 2022 und 2023. Für Bewegung und anziehende Transaktionszahlen sorgt viel-mehr vor allem die Generation der Boomer, wie die gebur-tenstarken Jahrgänge von 1956 bis 1966 bezeichnet wer-den, die in ihr letztes Lebensdrittel wechseln und noch einmal für Veränderungen sorgen wollen. Wir registrieren auch in diesem Jahr ein wachsendes Angebot an Ein- und Zweifamilienhäusern, die die bisherigen Eigentümer gern gegen eine praktische Wohnung in gewohnter Umgebung mit moderner und barrierefreier Ausstattung tauschen möchten. Häufig soll mit den freien Mitteln aus einem Verkauf auch der Erwerb einer schönen Ferienimmobilie an Nord- oder Ostsee oder sogar auf Mallorca oder Ibiza ermöglicht werden. Viele verfolgen den Wunschtraum, die meist öde und nasskalte Jahreszeit zwischen Oktober und März nicht mehr in Hamburg, sondern in warmer Umge-bung am Mittelmeer verbringen zu können.
Aktuell bekommen wir jedenfalls vermehrt Aufträge zur Bewertung von Einfamilienhäusern, meistens aus den Bau-jahren 1950 bis 1980. Wie stark die Entwicklung ist, zei-gen die Zahlen des Gutachterausschusses und der Immobi-lienplattformen. So hat sich die Zahl der verkauften Ein-familienhäuser im vergangenen Jahr in den Ortsteilen Othmarschen, Groß-Flottbek, Nienstedten und Blankenese um 31 Prozent gegenüber 2023 erhöht. Ähnlich sieht es rund um die Außenalster aus, wo allerdings primär Woh-nungsverkäufe die Statistik prägen. Dort wurden um 28,3 Prozent mehr Einheiten verkauft als in 2023. Das wach-sende Angebot an Einfamilienhäusern unterbindet jedoch trotz der inzwischen sehr guten Nachfrage eine anziehende Preisentwicklung, zumal viele Häuser nicht den modernen Anforderungen insbesondere an die energetische Versor-gung entsprechen. Deshalb liegen die Angebotspreise im zweiten Quartal um knapp vier Prozent unter dem Ver-gleichsquartal 2024. Doch die Erfahrung lehrt, dass eine boomende Angebotswelle nicht unbegrenzt ist, sondern alsbald wieder abflachen dürfte. Insofern sollten Interes-senten beherzt selbst bei renovierungsbedürftigen Objek-ten zufassen.