Der Faktor Lebensqualität
Conrad Meissler für den Hamburger "Klönschnack"
Nicht ungewöhnlich für deutsche Institutionen ist es, dass man für wichtige Fragen einen Ausschuss gründet. So auch die Hamburger Handelskammer, wo sich eigens ein Ausschuss konstituiert hat, um unter dem Titel „Lebens-werte Metropole" Faktoren zu benennen und zu stärken, die mehr dringend gebrauchte Fachkräfte in die Stadt locken sollen. In der Tat ist es die Lebensqualität, die einen Standort attraktiv macht und so ganz wesentlich für Wirt-schaftswachstum und Wohlstand sorgt. Auch der Immobilienmarkt ist von diesem Faktor stark abhängig, vor allem in den gesuchten Lagen der Hansestadt.Denn ohne Zuzug und damit ohne eine wachsende Nach-frage nach Wohnraum könnten wir für Wohnimmobilien kaum Preisstabilität verzeichnen, geschweige denn stei-gende Preise. Hamburg ist aber besonders attraktiv und gilt vielen Menschen weltweit als lebenswerter Standort, für den auch eine gute Zukunft zu erwarten ist. Ein wich-tiger „Pullfaktor" ist ein vielfältiges und qualitativ hoch-wertiges Bildungsangebot, das vor allem junge Menschen anzieht, die in der Regel nach ihrem Studium zu großen Teilen an ihrem Bildungsstandort verbleiben. Anfang 2025 zählte Hamburg über 121.000 Studenten und über 17.000 Menschen, die einer Berufsausbildung nachgehen. Hamburg punktet nicht allein durch sein Bildungsangebot sondern auch mit Elbe und Alster, der Nähe zu Nord- und Ostsee, zahlreichen Konzerten und Konzerthallen, drei bekannten Bundesliga-Sportvereinen, Musikfestivals und einem großen Angebot an Museen und Theatern.
Allein in 2024 zogen per Saldo über 10.000 Menschen nach Hamburg, davon bei weitem nicht alle aus dem Na-hen Osten, sondern eine große Zahl aus der ganzen Welt. Der Zuzug in die besonders gesuchten Elbvororte ist ebenfalls deutlich, allein in den letzten zehn Jahren erhöhte sich dort die Zahl der Einwohner um 13,7 Prozent bzw.um etwa 6.000 auf rund 48.500. Besonders gefragt war und ist Othmarschen, dessen Einwohnerzahl in der letzten Dekade um über 40 Prozent gewachsen ist. Kein Wunder also, dass Othmarschen die deutlichsten Preissteigerungen bei seinen Wohnimmobilien verzeichnen konnte. Um den Zuzug jedoch auch künftig fördern zu können, benötigt es Wohnraum, dessen Neubau auch in Hamburg zu niedrig ist und die künftige Entwicklung Hamburgs gefährden könnte, sollte es zu keiner Belebung kommen.